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Fragen und Antworten (FAQ) zum Krebsmonitoring

Fragen und Antworten (FAQ) zum Krebsmonitoring

Das Epidemiologiosche Krebsregister Niedersachsen (EKN) hat für die Gemeinde Holdorf statistisch auffällig viele Nierenkarzinome festgestellt. Das Gesundheitsamt des Landkreis Vechta wird diese Auffälligkeit untersuchen, um mögliche Hinweise auf die Ursachen zu bekommen.  Auf dieser Seite haben wir die wichtigsten Informationen zu den Ergebnissen des Monitorings zusammengefasst. Die entsprechende Pressemitteilung finden Sie hier [Link einfügen]. Für Fragen und Hinweise zum Monitoring hat die Kreisverwaltung außerdem ein Bürgertelefon eingerichtet. Es ist montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr unter 04441/898-3333 geschaltet.

Was ist das Krebsmonitoring?
Das Epidemiologische Krebsregister Niedersachsen (EKN) führt seit Anfang 2014 in einer Politphase ein gemeindebezogenes Monitoring durch. Mit diesen Routineuntersuchungen sollen mögliche Erhöhungen vom Krebserkrankungen erkannt werden. Das EKN beschränkt sich dabei zunächst auf die Beobachtung von drei Krebsarten:

  • Akute myeloische Leukämien („Blutkrebs“)
  • Nierenkarzinome (Karzinom = bösartiger Tumor)
  • Mesotheliome (Tumore, die vom Lungen- oder Bauchfell oder vom Herzbeutel ausgehen)

Durch das Monitoring können regionale Häufungen dieser Krebserkrankungen frühzeitig erkannt werden. Es liefert aber keine Erklärungen für diese Häufungen. Diese müssen Gegenstand separater Untersuchungen sein, die von den einzelnen Gesundheitsämtern vorgenommen werden.

Warum beschränkt sich das Monitoring in der Pilotphase auf drei Diagnosen?
Über ein Routinemonitoring werden regionale Krebshäufungen identifiziert, die allerdings verschiedene Ursachen haben können. Die Häufungen können

  • systematisch bedingt sein, beispielsweisedurch Unterschiede im Meldeverhalten.
  • rein zufällig auftreten.
  • durch Früherkennungsmaßnahmen hervorgerufen werden, zum Beispiel durch die Entdeckung von besonders frühen Krebsstadien oder Vorformen.
  • durch ungleichmäßige Verteilung individueller Risikofaktoren entstehen, beispielsweise  so genannte „Lebensstilfaktoren“ oder genetische Risiken,
  • durch umwelt- oder arbeitsplatzbedingte Faktoren entstehen.  

Diese aktive Suche birgt somit die Problematik, dass auch rein zufällig zustande gekommene Krebshäufungen beobachtet werden und damit sogenannte Fehlmeldungen ausgelöst werden. Somit bedurfte es bei der Konzeption des Monitorings einer sorgfältigen Abwägung zwischen dem Nutzen einer frühzeitigen Meldung und dem möglichen Schaden durch Fehlmeldungen, die unter andrem zu einer unnötigen Beunruhigung der Bevölkerung und zu Folgekosten für die weitere Abklärung führen können. Deshalb startete das EKN 2014 mit einer Pilotphase, in der auf Grundlage der drei ausgewählten Diagnosen zunächst das Konzept erprobt werden soll.

Welche Ergebnisse hat es für Holdorf gebracht?
Anhand der niedersächsischen Durchschnittzahlen waren für die Gemeinde Holdorf im Beobachtungszeitraum 2010 - 2016 7,2 Nierenkrebsneuerkrankungen erwartet worden. Tatsächlich wurden in diesem Zeitraum 20 Fälle registriert. Dabei ist die Erhöhung bei beiden Geschlechtern zu beobachten. Bei Männern sind 12 Fälle aufgetreten, erwartet wurden nur 4,7 Erkrankungsfälle. Bei Frauen traten 8 Fälle bei 2,5 erwarteten Fällen auf. Die Erhöhung zeigt sich in allen Altersklassen, besonders deutlich ist sie allerdings bei den unter 50-Jährigen. Es sind jedoch keine Kinder und Jugendlichen unter diesen registrierten Fällen.

Das ausführliche Dokument „Monitoring auf regionale Erhöhungen von Krebs-erkrankungen in Niedersachsen Untersuchungsbericht für die regionale Beobachtungseinheit (ReBe) Neuenkirchen-Vörden / Holdorf“ finden Sie <link http: www.krebsregister-niedersachsen.de dateien projekte monitoring _blank external-link-new-window internal link in current>HIER.

Wie beunruhigend ist diese Krebshäufung?
Es gibt derzeit keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass die Bürgerinnen und Bürger akut gefährdet sind.
Die vorliegenden Ergebnisse liefern bisher auch keine Hinweise auf eine gemeinsame Ursache der Erkrankungen. Die Betroffenen wohnen in verschiedenen Ortsteilen und Straßen. Es gibt keine Konzentration auf einen bestimmten Straßenzug.

Bekannte Risikofaktoren für das Nierenkarzinom sind vor allem so genannte „Lebensstilfaktoren“ wie Rauchen, Passivrauchen, Übergewicht, mangelnde körperliche Aktivität sowie Bluthochdruck. Eine chronische Niereninsuffizienz (Insuffizienz = Schwäche) ist ebenso ein Risikofaktor für ein Nierenkarzinom wie eine frühere Nierentransplantation. Auch eine familiäre Disposition (Disposition = Veranlagung) wird als möglicher Risikofaktor angeführt.

Was können besorgte Bürgerinnen und Bürger tun?
Für Fragen und Hinweise zum Monitoring hat die Kreisverwaltung außerdem ein Bürgertelefon eingerichtet. Es ist montags bis donnerstags von 8 bis 17 Uhr und freitags von 8 bis 14 Uhr unter 04441/898-3333 geschaltet.

Wie sieht das weitere Vorgehen im Landkreis aus?
Das Gesundheitsamt wird eine Befragung der Betroffenen vornehmen. So sollen Hinweise auf mögliche Gemeinsamkeiten ermittelt werden, die die Erhöhung in Holdorf erklären könnten – beispielsweise verwandtschaftliche Faktoren, berufliche Gemeinsamkeiten oder Vorsorgeuntersuchungen. Es soll auch ermittelt werden, ob die Betroffenen zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bereits in Holdorf gewohnt haben und erst kurz vor oder nach der Diagnose nach Holdorf gezogen sind. Dem EKN liegen nur die Wohnortangaben zu dem Zeitpunkt vor, an dem die Erkrankung gemeldet wurde.

Das EKN wird die Betroffenen mit der Bitte anschreiben, sich beim Gesundheitsamt des Landkreises Vechta zu melden. Dies erfolgt soweit möglich und vorbehaltlich der Zustimmung der Fachaufsicht des EKN. Die Teilnahme an der geplanten Befragung ist selbstverständlich freiwillig. Die Informationen werden vertraulich behandelt. Zudem werden die Ärzte vor Ort angesprochen, um lokale Besonderheiten – beispielsweise besondere Vorsorgemaßnahmen – zu erfragen.

Weiterführende Informationen zum Monitoring
Das Monitoring ist konzipiert als ein in sich geschlossenes Verfahren, bestehend aus zwei aufeinander aufbauenden Phasen: einer Suchphase, die Daten zu Krebsneuerkrankungen über den Zeitraum von fünf Jahren umfasst, und einer sich daran anschließenden Beobachtungsphase.

Ziel der Suchphase ist es, auf Grundlage der Daten eines Zeitraumes von fünf Jahren diejenigen Gemeinden zu identifizieren, die im Vergleich zu Niedersachsen eine unerwartet hohe Zahl von Neuerkrankungen aufweisen. Die Entscheidung, welche Gemeinde als auffällig eingestuft wird, erfolgt nach einem in der Epidemiologie etablierten statistischen Verfahren. Während der Suchphase besteht für jeden durchgeführten Vergleich eine Irrtumswahrscheinlichkeit von jeweils 5 Prozent. Bei knapp 400 regionalen Beobachtungseinheiten bedeutet dies, dass pro Diagnose mit etwa 20 derartigen „Auffälligkeiten“ zu rechnen ist, die allein aufgrund von Zufallsschwankungen der Erkrankungsfälle erhöhte Werte aufweisen. Daher sind die in der Suchphase beobachteten Auffälligkeiten allenfalls als Verdacht auf eine mögliche Erhöhung zu interpretieren, die durch weitere eigenständige Tests bestätigt werden müssen.

Dies erfolgt in der sich unmittelbar an die Suchphase anschließenden prospektiven Beobachtungsphase, in der die in der Suchphase auffälligen Gemeinden mit aktuellen Daten statistisch überprüft werden. Bei Bestätigung des Verdachtes auf eine Erhöhung werden weiterführende Analysen durchgeführt, wie beispielsweise zeitliche Trends, Geschlecht und Alter. Grundlage des Monitorings sind die Daten zu Krebsneuerkrankungen auf Ebene der Gemeinden Niedersachsens. Um eine ausreichend stabile Datengrundlage sicher zu stellen, werden kleinere Gemeinden mit Nachbargemeinden desselben Kreises zu regionalen Beobachtungseinheiten mit mindestens 5.000 Einwohnern zusammengefasst.

Weiterführende Informationen zum Nierenzellkarzinom
Häufigkeit
Nierenkrebs ist eine relativ seltene Tumorerkrankung und macht etwa 3 Prozent aller bösartigen Krankheiten aus. Nach der letzten Schätzung des Robert-Koch-Instituts erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 15.000 Menschen (9.480 Männer und 5.480 Frauen) neu an Nierenkrebs. Männer sind dabei etwa 1,5mal häufiger als Frauen betroffen. Junge Menschen erkranken relativ selten. Besonders häufig wird Nierenkrebs zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr diagnostiziert. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei Männern bei circa 68 Jahren, bei Frauen bei etwa 72 Jahren.  Beim Mann verursacht der Nierenzellkrebs 2,6 Prozent und bei den Frauen 2,1 Prozent aller Krebssterbefälle.

Symptome
Das Nierenzellkarzinom ist symptomarm. Viele Nierenzellkarzinome bleiben über längere Zeit asymptomatisch. Wie bei den meisten Tumorerkrankungen können Allgemeinsymptome wie Müdigkeit, Fieber und Gewichtsverlust auftreten. Eine Laboruntersuchung kann eine durch den Blutverlust über den Urin hervorgerufene Anämie zeigen. Etwa 70 Prozent der Nierentumoren werden zufällig im Rahmen von bildgebenden Untersuchungen, beispielsweise bei einer Sonografie (Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes) oder Computertomografie gefunden, die aus anderen Gründen durchgeführt wurden. In diesen Fällen wird der Tumor oft in einem relativ frühen Stadium entdeckt.

Je früher ein Tumor erkannt und behandelt wird, desto besser sind in der Regel die Heilungs- und Überlebenschancen. Daher sollten verdächtige Beschwerden immer schnellstmöglich durch einen Arzt abgeklärt werden. In einem fortgeschrittenen Stadium verdrängt das bösartig veränderte Tumorgewebe allmählich das gesunde Nierengewebe. Dann kann sich der Tumor mit unterschiedlichen, zum Teil eher unspezifischen Symptomen bemerkbar machen:

  • Flankenschmerzen: Schmerzen im Rückenbereich (in den Flanken) oder Koliken ohne erkennbaren Grund
  • Blutbeimengung im Urin (Makrohämaturie): Eine rötliche bis braune Verfärbung des Urins – verursacht durch Blut im Urin – die meist schmerzlos ist
  • Tastbare Schwellung im Bereich einer Flanke
  • Allgemeine Beschwerden: Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Blutarmut, Fieber, hoher oder niedriger Blutdruck, Verdauungsbeschwerden, Muskel- und Knochenschmerzen, Husten und Abgeschlagenheit
  • Lymphknotenschwellungen oder Schwellungen der Beine (Ödeme)
  • Bei Männern neu entstandene Krampfadern im linken Hodensack

Auch wenn diese Krankheitszeichen nicht spezifisch für Nierenkrebs sind, sondern auch bei anderen, gutartigen Erkrankungen auftreten können (zum Beispiel bei einer Nierenbeckenentzündung), sollten diese Symptome in jedem Fall durch einen Arzt abgeklärt werden.

Diagnose
Bei Verdacht auf Nierenzellkrebs wird der Arzt verschiedene Untersuchungen veranlassen. Dazu gehören vor allem:

  • Erhebung der Krankengeschichte (= Anamnese) und klinische Untersuchung
  • Bildgebende Verfahren
  • Ultraschalluntersuchung (Sonografie)
  • Computertomografie (CT)
  • Magnetresonanztomografie (MRT; Kernspintomografie)
  • Laboruntersuchung zur Beurteilung der Nierenfunktion

Diese Untersuchungen dienen dazu, den Verdacht auf Nierenkrebs auszuräumen oder zu bestätigen.

Risikofaktoren
(Quelle: Leitlinienprogramm Onkologie, S3-Leitlinie Nierenzellkarzinom/Version 1.2/April 2017)

Modifizierbare (beeinflussbare) Risikofaktoren:

Rauchen, Übergewicht und erhöhter Blutdruck erhöhen das Risiko, an einem Nierenzellkarzinom zu erkranken. Die adäquate Einstellung des Blutdrucks kann das Erkrankungsrisiko für Nierenzellkarzinome senken.

  • Rauchen ist ein gesicherter Risikofaktor für das Nierenzellkarzinom. So haben Raucher oder Ex-Raucher verglichen mit Individuen, die nie geraucht haben, ein erhöhtes Risiko, ein Nierenzellkarzinom zu entwickeln. Die geschätzte Risikoerhöhung wird bei Männern mit 54 Prozent und bei Frauen mit 22 Prozent angegeben, allerdings ist eine klare Dosis-Wirkungsbeziehung mit höheren Risiken bei starken Rauchern nachweisbar.
  • Übergewicht im Sinne eines erhöhten BMI (Body-Mass-Index) ist mit einem erhöhten Risiko verbunden. Pro Erhöhung des BMI um 5 kg/m2 beträgt die Risikoerhöhung circa 24 Prozent bei Männern und 34 Prozent bei Frauen. Es gibt unsichere Hinweise, dass unabhängig vom BMI die abdominelle Adipositas ein Risikofaktor sein könnte.
  • Bluthochdruck: Mehrere prospektive Kohortenstudien konnten einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten gemessenen Blutdruck und einem erhöhten Nierentumorrisiko nachweisen und teilweise beobachten, dass in der Tat der erhöhte Blutdruck und nicht die Einnahme von Antihypertensiva oder Diuretika mit einer Erhöhung des Nierentumorrisikos einhergeht. Eine adäquate Blutdruckkontrolle kann mit einer Erniedrigung des Risikos für Nierenzellkarzinome einhergehen.

Nicht modifizierbare Risikofaktoren:

  • Terminale Niereninsuffizienz (Nierenversagen): Patienten mit einem chronischen Nierenversagen haben ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung von Nierenzellkarzinomen. Die beobachtete Inzidenz bei Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz liegt um das Vierfache höher als die basierend auf den Daten der Normalpopulation erwartete Inzidenz.
  • Frühere Nierentransplantation
  • Genetische Tumorsyndrome: Eine familiäre Häufung von Nierenzellkarzinomen ist wiederholt beschrieben worden. Das Risiko erst- oder zweitgradiger Verwandter eines Patienten mit einem Nierenzellkarzinom ebenfalls an einem Nierenzellkarzinom zu erkranken, ist circa um den Faktor 2-4 erhöht. Bestimmte seltene erbliche Erkrankungen (vor allem von Hippel-Lindau-Syndrom und Birt-Hogg-Dubé Syndrom) sind für circa 4 Prozent aller Nierenzellkrebsfälle verantwortlich.

Vorsorgemaßnahmen
Eine von den Krankenkassen empfohlene Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung von Nierenzellkrebs gibt es nicht.

Die beste Vorsorgemaßnahme ist, Risikofaktoren wie Übergewicht und Rauchen zu vermeiden. Das gilt auch für das Passivrauchen, das ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Nierenzellkrebs verbunden ist.
Angehörigen von Familien mit seltenen erblichen Erkrankungen (vor allem Von-Hippel-Lindau-Syndrom), die häufiger ein Nierenzellkarzinom bekommen können, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und medizinische Onkologie (DGHO) eine genetische Beratung.

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