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Auszeichnung bester Ideen für KI-Lösungen im Wohnalltag älterer Menschen

Auszeichnung bester Ideen für KI-Lösungen im Wohnalltag älterer Menschen

“BetrugsRadar +”: Landrat Tobias Gerdemeyer und Staatsekretärin Dr. Christine Arbogast, Johanna Götz (Universität Hildesheim), Mareike Weisheit (Universität Vechta), Lennart Bergelt, Michel Amorin (Hochschule21) Foto: LINGA

Das „Smarter Huus“ ist ein Assistenzsystem, das mithilfe von Sensoren und Künstlicher Intelligenz den Alltag älterer Menschen überwacht, Muster erkennt und bei Auffälligkeiten reagiert – etwa bei Stürzen oder Veränderungen im Verhalten. Ein Display im Wohnraum sowie eine App für Angehörige und Pflegedienste sorgen für Kommunikation und Sicherheit. Das System ist modular erweiterbar und individuell anpassbar. Dieser Vorschlag von Studierenden ist zum Abschluss der diesjährigen LINGA Wochen in Vechta als beste Idee für KI-Lösungen im Wohnalltag älterer Menschen ausgezeichnet worden.  

Insgesamt 34 Studierende verschiedener niedersächsischer Hochschulen (Hochschule21, Universitäten Hildesheim und Vechta, Ostfalia Hochschule) nahmen an den interdisziplinären Projektwochen der Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag (LINGA) teil. In sieben Teams entwickelten sie in den vergangenen zwei Wochen kreative Ideen zum Thema „Brägenplietschmaschin - KI im Wohnalltag von älteren Menschen – Technik, die hilft und die Gesundheit erhält!“ Der Begriff Brägenplietschmaschin beschreibt Künstliche Intelligenz auf Plattdeutsch und setzt sich aus den Wörtern für Gehirn, schlau und Maschine zusammen.  
Die LINGA, ein Projekt von Niedersachsen.next, der Wirtschafts- und Innovationsagentur des Landes, organisiert bereits seit 15 Jahren das bundesweit einmalige Projekt „LINGA-Wochen“. Regionale Partner in diesem Jahr waren OFFIS e.V. in Oldenburg sowie der Landkreis Vechta mit Gesundheitsregion und Wirtschaftsförderung. Gefördert bzw. unterstützt werden die LINGA Wochen durch das niedersächsische Sozialministerium sowie durch das niedersächsische Wirtschaftsministerium.  

Tobias Gerdesmeyer, Landrat des Landkreises Vechta: „Ich freue mich sehr, dass wir den Abschluss der LINGA-Wochen im Landkreis Vechta ausrichten durften. Die studentischen Teams haben faszinierende Ideen für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Wohnalltag älterer Menschen präsentiert. Hoffentlich können viele dieser Konzepte schon bald in die praktische Umsetzung gehen, denn KI bietet viele Chancen und Anwendungsmöglichkeiten für ein gutes und würdevolles Altern.“ 

Dr. Christine Arbogast, Staatssekretärin im Niedersächsischen Ministerium für Soziales, Arbeit, 
Gesundheit und Gleichstellung: „Die seit Jahrzehnten niedrigen Geburtenzahlen und die beständig steigende Lebenserwartung führen zu einer deutlichen Veränderung der Verhältnisse zwischen der jüngeren und der älteren Generation. Auf diese veränderten Strukturen müssen wir uns einstellen. Anstatt sie nur mit Sorge zu betrachten, sollten wir die demografische Veränderung als Chance nutzen. Und dies ist das Ziel, das die Landesinitiative Niedersachsen Generationengerechter Alltag verfolgt. Sie setzt sich dafür ein, dass soziale Innovationen, Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden, die im Alter ein selbstständiges Leben und gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen, die aber gleichzeitig auch einen Nutzen für alle Generationen haben.“ 

Nach Angaben der Jury überzeugt das erstplatzierte Projekt „Smarter Huus“ durch seinen integrativen und innovativen Ansatz und die breiten Einsatzmöglichkeiten. Die Bewegung und das Verhalten in der eigenen Wohnung werden erfasst und von einer KI in Bezug zur nutzenden Person gesetzt: „Eine visuelle Erfassung über Kameras ist nicht erforderlich. Die Stärke besteht zudem in der Anwendbarkeit in unterschiedlichen Wohnformen (Haus, Wohnung, Zimmer)“, heißt es in der Begründung. In diesem Projekt komme die interdisziplinäre Bearbeitung besonders zur Geltung. Die Teilnehmenden der LINGA-Wochen studieren Soziale Arbeit, Wirtschaftsinformatik, Management sozialer Dienstleistungen, Architektur und Gerontologie.

Mit dem zweiten Platz wurde das Projekt „BetrugsRadar +“ ausgezeichnet: Eine App, die Senioren vor Betrugsversuchen schützt – durch Nummernerkennung, Gesichtserkennung und Lernmodule. Von der Jury hieß es dazu: „Sie fordert die Nutzenden durch Warnhinweise auf, achtsam zu sein und dämpft mögliche Schocksituationen ab. Dadurch trägt die App zum Erhalt der psychischen Gesundheit bei und stärkt die Selbstwirksamkeit in der häuslichen Umgebung.“ Etwaige Betrugsmaschen seien durch KI vorhersehbarer und trügen zur Weiterentwicklung der Applikation bei: „Eine praktische Umsetzung erscheint bei diesem Beitrag zeitnah realisierbar.“

Den dritten Platz erreichte das Projekt „Mira“, ein sprachgesteuerter, KI-basierter Alltagsassistent, der z.B. in einen Spiegel integriert werden kann. Mira kann Tagesstruktur geben, an Medikamente und Termine erinnern, Aktivitäten und soziale Kontakte vorschlagen, Kleidungsempfehlungen geben (Wettercheck) und Fahrdienste wie Taxis oder Rufbusse organisieren. „Durch eine direkte Interaktion per Sprache und Display ermöglicht er (der Spiegel) eine Stärkung der sozialen Teilhabe und leistet einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit und kognitiven Verfassung. Diese Interaktion ist barrierefrei und damit besonders nutzerfreundlich. Durch die vorgesehene Kalenderfunktion werden lokale Angebote zusammengeführt und sprechen ein breites, generationenübergreifendes Publikum an“, so die Jury.

Sina Seidel, Themenmanagerin bei der LINGA: „Das Konzept der LINGA Wochen hat sich einmal mehr bewährt: Der Generationendialog zeigt eindrucksvoll, wie wertvoll die Lebenserfahrung der Älteren und frische Ideen der Studierenden im Zusammenspiel sind. Besonders der transdisziplinäre Austausch zwischen den Studierenden verschiedener Hochschulen und Fachrichtungen sowie den engagierten Mentorinnen und Mentoren hat erneut kreative und praxisnahe Ideen hervorgebracht.

Die Umsetzung der Ideen wird in den kommenden Monaten von der LINGA intensiv begleitet und vorangebracht. Zum Abschluss der Preisverleihung in Vechta reichte Landrat Tobias Gerdesmeyer den Staffelstab für die nächsten LINGA Wochen an seine Kollegin, Yvonne Hobro, Erste Kreisrätin im Landkreis Lüneburg, weiter. Im Mai 2026 werden dort erneut Studierende aus ganz Niedersachsen zusammenkommen, um unter dem Motto „Der Nachwuchs forscht für das Alter“ weitere kreative Ideen zu einem besonders wichtigen gesellschaftlichen, generationenübergreifenden Thema zu entwickeln.

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